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Menschen im Aufbruch - Kölner nach dem Krieg

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Produktnummer: Buch021
Menschen im Aufbruch - Kölner nach dem Krieg
  • Seltenes Exemplar, diese Bücher sind nicht mehr erhältlich!
  • Verlag: Themendienst
  • Format: 28 x 22
  • 123 Seiten
  • Gewicht: 800 g
  • Erschienen: 1995
  • Einband: Softcover
  • Sprache: Deutsch Gut erhaltene Erstausgabe

Ein Vorwort von Reinold Louis

Als die Bitte an mich herangetragen wurde, für dieses Buch ein Vorwort zu schreiben, habe ich spontan zugesagt. Ich kannte zu diesem Zeitpunkt erst einige Fotos, die Erinnerungen der vielen Zeitzeugen, die in diesem Buch nachzulesen sind, kannte ich hingegen noch nicht. Jetzt, da ich schreiben soll, und mir alle Fotos bekannt sind, fällt es mir schwer, dieses Versprechen einzulösen. Welche Worte könnte ich finden, ohne Gefahr zu laufen, etwas zu wiederholen, was die in diesem Buch zu Wort kommenden Zeitzeugen zu sagen haben? Was sollte ich noch zu den Fotos sagen, die scheinbar unkommentiert in diesem Buch zu sehen sind? Jedes erläuternde Wort wäre eine Beleidigung für die Fotografen und eine Bevormundung des Lesers, der sich um seine eigene Interpretation geprellt sehen müßte. Ist dieses Buch ein Bildband? Oder sind die eindrucksvollen Fotos etwa nur zur Illustrierung der Wortbeiträge gedacht?

"Dieses Buch ist anders als andere Bücher". Wie oft haben wir diese der Eigenwerbung und der Verkaufsförderung dienende Aussage schon gelesen und gehört! Ich möchte noch eins draufsetzen: "Dieses Buch ist auch anders als andere Bücher und eigentlich gar kein Buch, sondern gedruckte und gebundene Erinnerung vieler Zeitzeugen an Ereignisse, die gerade mal 50 Jahre zurückliegen." Dieses Buch ist deshalb anders, weil es nicht an den Krieg und seine Zerstörung erinnert. Vielmehr setzen die Bilder und Erinnerungen mit dem Tag ein, an dem Köln sich den einrückenden Amerikanern ergab - oder sollte man besser sagen: als Köln von den einrückenden Amerikanern befreit wurde?

"Die Besatzer und die Besetzten" ist eines der Kapitel in diesem Buch überschrieben. Es hätte auch heißen können "Die Erlöser und die Befreiten". "Trümmermenschen" lautet ein anderes Kapitel. Ein neuer Begriff? Vielleicht, denn bisher sprach man immer von Trümmerfrauen und meinte, damit den beispielhaften Einsatz der Frauen bei der Entschuttungsaktion würdigen zu können. Das Wort Trümmer, bislang eher negativ besetzt, weckt aber positive Erinnerungen bei denen, die unter den Trümmern Platz fanden, um eine kleine Wohnung einzurichten.

"Trümmerfrau" - das war ja nahezu ein "Kosewort" für die unzähligen Mütter, die sich - wie meine Mutter mit vier kleinen Kindern nach der Evakuierung im Oldenburger Land - als "Bombenweiber" von den eigenen Landsleuten beschimpfen lassen mußten. Wann ist ihnen je Gerechtigkeit widerfahren? Wer hat vor diesem Buch jemals von "Trümmerkindern" gesprochen? Ein Trümmerkind in diesem Buch bin ich. Beim Steineschleppen in der Elsaßstraße hat Walter Dick meinen Spielfreund Willi Schockhoven und mich im Bild festgehalten. Den Namen des dritten Jungen habe ich vergessen.

An andere Personen, wie die "Vier (später drei) Rabaue", erinnere ich mich hingegen noch sehr gut. An der Ecke Merowinger / Elsaßstraße trafen sie sich morgens und verabschiedeten sich abends, wenn sie die Tageseinnahmen aufgeteilt hatten. Da wurde nicht durch vier geteilt, sondern für uns Pänz fiel, wenn etwas da war, auch immer einiges ab.

Alle, die die ersten Nachkriegsjahre erlebt haben, finden in den Schilderungen dieses Buches einiges, wenn nicht sogar vieles von dem, was ihnen selbst widerfahren ist. Manch einer aus der nachfolgenden Generation begreift vielleicht jetzt erst, warum die Großeltern oder Eltern so "altmodisch" sind und gebrauchte Sachen nicht einfach in die Mülltonne stecken, das Licht ausknipsen, wenn sie das Zimmer verlassen, Lebensmittel nicht verderben lassen oder die Heizung auf Sparflamme stellen.


Köln, im November 1995 - Reinold Louis

 

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