
Kulturtipp: Wolfgang Tillmanns in Remscheid
Einer der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen weltweit, Wolfgang Tillmans (*1968, in Remscheid) präsentiert auf 600 m2 die Ausstellung in Remscheid im frisch sanierten Haus Cleff neben dem Werkzeugmuseum. Im Tillmans-Jahr 2025 mit Großprojekten im Albertinum Dresden und dem Centre Pompidou, Paris bietet die Ausstellung in der Geburtsstadt des Künstlers mit originärem Ortsbezug und ihren biografischen Verflechtungen eine ganz neue Perspektive auf sein künstlerisches Schaffen. Tillmans zeigt in Haus Cleff eine Gesamtinstallation mit Fotografien und Videoprojektionen in 30 Räumen auf drei Etagen.
Ein Besuch lohnt sich wegen der Ausstellung, aber auch das sanierte historische Rathaus als Ausstellungsort ist sehenswert und wer noch Lust hat, kann einen Rundgang durch das Deutsche Werkzeugmuseum auf gleichem Gelände machen. Wir zeigen hier einige Übersichtsfotos von unserem Besuch und nennen keine Details zu Tillmanns Werken, die erfährt man dann gerne vor Ort. Die Ausstellung wird noch bis zum 4. Januar 2026 gezeigt.
Ausstellungsinfos des Museum incl. Anfahrt und Öffnungszeiten
Wolfgang Tillmans – Die Kunst, das Leben zu sehen
Wolfgang Tillmans gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen Fotografie. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen Porträt, Abstraktion und gesellschaftlicher Reflexion – stets mit einem einzigartigen Gespür für das Sichtbare und das Unsichtbare.
Frühe Jahre: Von Remscheid nach London
Schon als Jugendlicher entdeckte Tillmans seine Leidenschaft für die Fotografie. Nach ersten Experimenten mit Fotokopien zog er nach England, wo ihn die pulsierende Club- und Kunstszene der 1990er prägte.
Seine ungestellten Porträts von Freund:innen, Liebenden und Partys erschienen in Magazinen wie i-D und Spex – und machten ihn bekannt als den Fotografen einer Generation.
Fotokunst ohne Grenzen
Tillmans hat die klassische Fotografie radikal erweitert.
Er hängt Bilder ohne Rahmen an die Wand, kombiniert große und kleine Formate und lässt Alltagsszenen neben abstrakte Farbverläufe treten.
Mit Werkreihen wie „Freischwimmer“, „Silver“ oder „Blushes“ erschafft er farbige, fast malerische Kompositionen – ohne Kamera, direkt auf Fotopapier.
So wird Fotografie für ihn zu einem Experiment mit Licht, Chemie und Zufall.
„Neue Welt“ – Digitale Sichtweisen
In seiner Serie „Neue Welt“ (ab 2009) widmet sich Tillmans der digitalen Fotografie.
Er reist um den Globus, fotografiert Menschen, Städte und Landschaften – und untersucht, wie sich durch Technik unser Sehen verändert.
Seine Fotos erzählen weniger von Motiven als von Wahrnehmung selbst.
Politische Kunst und Wahrheitssuche
Tillmans nutzt Fotografie als gesellschaftliches Werkzeug.
Mit Projekten wie dem „truth study center“ stellt er Fragen nach Wahrheit, Medien und Verantwortung.
Er engagiert sich gegen Nationalismus und für Vielfalt – und bringt auch persönliche Themen wie seine HIV-Erkrankung offen in seine Kunst ein.
Erfolge, Preise und Einfluss
Im Jahr 2000 gewann Wolfgang Tillmans als erster Fotograf den Turner Prize – eine Sensation in der Kunstwelt.
2015 folgte der renommierte Hasselblad Award. Seine Werke hängen heute in bedeutenden Museen wie dem MoMA New York, der Tate Modern London und dem Museum Ludwig Köln.
Neben seiner künstlerischen Arbeit lehrte er an der Städelschule Frankfurt und betreibt in Berlin den Projektraum Between Bridges, der sich sozial engagierter Kunst widmet.