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Ottilie Ehlers-Kollwitz 13 Holzschnitte von 1946

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Produktnummer: OEK001
Ottilie Ehlers-Kollwitz 13 Holzschnitte von 1946

 

 

Das Vorwort von Dr. Gerhard Handler im originalen Wortlaut

Es wird wohl einem jeden beim ersten Durchsehen dieses Werkes so gehen, daß er sich gleich stark angezogen fühlt von dem schlichten Reiz des Motivischen wie von dem stillen Reichtum der künstlerischen Gestaltung. Wir schauen diese Blätter an und nehmen sie hin als etwas, was uns Freude macht. Wir schauen sie wieder an und nochmals, in der ruhigen Betrachtung, die sie mit sanftem Zwang erfordern. Schließlich aber enden wir doch in der besonderen Frage nach der Künstlerin, die diese Arbeiten schuf. Aber diese Frage spaltet sich wieder, oder vielmehr fließen in ihr zwei Gedankengänge ineinander: Sollen wir die Liebe bewundern, mit der die aus Ostpreußen stammende Künstlerin Ottilie Ehlers-Kollwitz, Landschaft und Mensch ihrer Heimat umfängt, und ist diese Liebe zur Natur der Ansporn zur
künstlerischen Tat, oder ist das Ergötzen an der Handhabung des Grabstichels, am gestalten aus dem Holzblock, ist das künstlerische Spiel das Primäre! Beides ist wohl nicht zu trennen, ja, das macht das Charakteristische dieser Künstlerin aus, daß sie ihre Kunst aus ihrem innersten Wesen gewinnt, dem gerade der Holzschnitt so recht entspricht, und daß sie diese ihre Kunst den Dingen der Welt, die sie umgibt, harmonisch zu vermählen vermag.

Man kann im Holzschnitt sehr laut und dramatisch sprechen, man kann im Zueinander- und Widereinanderspielen großer Schwarzweißflächen Monumentalität und Brutalität, in flammendem Lineament Erregung und Ekstase gestalten. Große Gefühle fordern große Formen. Die lapidare Helldunkel-Sprache, die robuste Eckigkeit und Kantigkeit expressionistischer Holzschnitte, die, auf Gauguin und Munch aufbauend, die Widersetzlichkeit des harten Holzes, die überwindende Kraft der mit dem Hohleisen und dem Messer grabenden Hand durchspüren lassen, haben ihr historisches Recht gehabt. Galt es doch, diese alte graphische Kunst, die schon im späten Mittelalter hervorragende Leistungen gezeitigt. hatte, aus der Entartung und Verlogenheit des Faksimileschnittes zu einem eigenen materialbedingten Stil zurückzuführen und zum Ausdrucksmittel der Zeit zu machen.

Die Holzschnitte unserer Künstlerin haben nichts von der revolutionären Art der „Brücke"-Meister. Sie reden eine leisere, intimere Sprache, aber sie erfüllen in ihrer Weise alle Forderungen der Schwarzweißkunst. Sie bringen in reichlicher Entfaltung die ganz persönliche Nuance ihrer Schöpferin, ihren ganz eigenen graphischen Beitrag. Das hauptsächlich zur Anwendung gebrachte Werkzeug ist der Grabstichel. Er war in den Zeiten des tiefsten Verfalls, in der „Gartenlauben" Ara, unter den Händen routinierter Xylographen in die Sklavendienste einer hohlen Reproduktionstechnik herabgesunken, der die Tugenden - und Untugenden - des Holzes nichts galten.

Ottilie Ehlers-Kollwitz gewinnt ihm eine souveräne Ausdrucksweise zurück und zaubert mit ihm aus der schwarzeingefärbten Holzplatte ein lebendiges Lineament hervor, das seine künstlerische Sprache ganz mit dem Charakter der Materie in Einklang bringt. Es gibt auch in diesen Arbeiten jenes bewußte Auskosten des Gegensatzes zusammenhängender Schwarzflächen und größerer weißer Bezirke. In schwerer Horizontale liegen die Heukähne am Strand. Ihre senkrecht aufragenden Maste greifen in den Himmel, dessen leichtes Gewölk sich zu parallelschwingenden, hellen Bändern auflockert. Fischerboote stoßen mit grotesker Silhouette aus dem Gerinnsel der Fluten, eine Brücke schwingt mit kräftigem dunklen Bogen über den Fluß, in kontrapunktischem Gegenspiel zu der bewegten Kontur der Berge und der hellen Wolkenballen. Tiefe Schatten werfen die Kastanienbäume auf dem sonnigen Landweg, und die langen Schattenfinger der Heufuder gemahnen an das Nahen der Nacht, die sich in sanfter Bestimmtheit auf das Gefilde des Feldes herabsenkt. Wie ein Geisterschwarm schwingt sich in schwerem Aufstieg der Zug der Krähen in den Abendhimmel, indes über dem Dorfe und dem Strome unstete einzelne Schwalben richtungs- und ziellos vor dem filigranhaft feinen Himmelsnetz dahinschnellen.

Aber nuancieren wir nicht bereits in unserer Beschreibung das drastische Schwarzweiß! Und schleichen sich nicht ganz von selbst Stimmungsmomente in die Elemente der Darstellung ein! Daß uns dieses gleichsam ungewollt geschieht, spricht für die Künstlerin, die es versteht, die reiche Skala ihrer Ausdrucksmittel so anzuwenden, daß sie uns unmittelbar überzeugt und gewinnt, ohne daß wir nachdenken und nachrechnen müssen. Freilich geschieht ihr Gestalten bewußt, gewollt und gekonnt. Diese Wirkungen fließen ·schon aus der variablen Art, mit der der Stichel hier gehandhabt wird. Da hebt er, dicke Stege herausarbeite-nd, mit fester Kontur Häuser, Kähne, Mensch und Tier hervor, da sticht er Gebüsch, Blumen und Gräser heraus. In langen feinen Zügen lichtet er den Himmel auf, aber ebenso vermag er punkthaft abkürzend und knapp präzisierend dunkle und helle Flächenpartien zu beleben und abzustufen.

Ottilie Ehlers-Kollwitz ist in ihren Holzschnitten kräftig und weich zugleich. Sie ist nicht gewillt, das Schwarz und Weiß zu emanzipieren. Sie umspielt liebevoll ihre Gegensätze und versteht es, sie zu immer neuen Klängen zu einen. Die Mitte halten jene Arbeiten von der Art der masurischen Landschaften, die eine gleichmäßig silbrige Tonigkeit erfüllt. Die „Stranddistel" entsteht meisterlich aus der ganzen Skala von hell und dunkel.

Es ist der Zauber dieser Blätter, daß sie das gegenständliche, klar und bestimmt geben, daß sie es aber zugleich einweben in den Stimmungsgehalt des künstlerischen Erlebnisses; daß sie an den Dingen lassen, was der Dinge ist, sie aber leise und schlicht besingen mit den Melodien, die sie der Künstlerin beim Schauen wecken. Herb und getragen ist dieser Sang, wie eine zart gehobene Prosa, eine Lyrik, die ihre Erfüllung nicht im hymnischen Pathos, sondern in der liebevoll sanften Deutung der Welt sucht. So erfüllen die Holzschnitte ihren Sinn. Sie offenbaren die eigenen Reize von Haff und Nehrung und zeugen, auch in dem süddeutschen und brandenburgischen Motiv, von einem Menschen, der fühlend zu gestalten vermag.

Das vorliegende Werk, das einen großen Teil der Arbeiten in originaler Größe bringt, will einen kleinen Einblick geben in das 'graphische Schaffen ·der Künstlerin.

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